Integrierte Ethik an einer Technischen Universität

Das Berliner Ethik Zertifikat (TU Berlin)

Interdisziplinarität, Integrierte Ethik, Situiertes Wissen, Lehrentwicklung

Sabine Ammon, Alexandra Kljagin, Juliane Rettschlag, Martina Vortel (TU Berlin / Berlin Ethics Lab)

Das Berliner Ethik Zertifikat der TU Berlin bietet Studierenden aller Disziplinen die Möglichkeit, innerhalb ihres Fachstudiums einen individuellen Schwerpunkt der Ethik, Technik- und Wissenschaftsreflexion auszubilden.

Die komplexen Krisen des 21. Jahrhunderts, seien sie regionaler oder planetarischer Dimension, werfen grundlegende epistemische und ethische Fragen auf. Der Ruf nach verantwortlicher Forschung und Technik wird daher stetig lauter und neue Forschungsansätze wie Responsible Research and Innovation (RRI) oder Technikfolgenabschätzung finden Eingang in die Wissenschaft. Auch in der universitären Lehre müssen dringend neue Wege beschritten werden. Ein Schlüsselelement eines solchen Ansatzes ist die Integration ethischer Reflexion in die Studienlehrpläne, so dass ethische Fragen aus der Perspektive vieler Disziplinen behandelt werden können. Die Gestaltung von Lehrplänen, die dem Anspruch einer integrierten Ethik gerecht werden, stellt jedoch nach wie vor eine große institutionelle und epistemische Herausforderung dar, was in erster Linie auf die Schwierigkeit einer fächerübergreifenden Tätigkeit zurückzuführen ist.

„Reflexion und Verantwortung – Berliner Ethik Zertifikat“ an der Technischen Universität Berlin stellt ein Modell auf dem Weg zu einer verantwortungs- und zukunftsorientierten Hochschullehre dar. Das Zertifikat wird seit 2021 vom Präsidium gefördert. Das „Berliner Ethik Zertifikat“ an der Technischen Universität Berlin bietet Studierenden die Möglichkeit, innerhalb ihres Fachstudiums einen individuellen Schwerpunkt der Ethik, Technik- und Wissenschaftsreflexion auszubilden. Statt Ethik als bloße Vermeidung von wissenschaftlichem oder moralischem Fehlverhalten oder als nachgelagerte „Checkliste“ zu vermitteln, setzt das BEZ auf die Befähigung zur kritischen Reflexion und Engagement in der alltäglichen und wissenschaftlichen Praxis in multi-, inter- und transdisziplinärer Zusammenarbeit. Das Zertifikat schafft dabei gemeinsame Lernräume und eine Community für alle Studierenden, egal, ob sie aus den Natur,- Technik- oder Sozial- und Geisteswissenschaften kommen.

Die zweistufige Struktur des BEZ ermöglicht den Erwerb eines Basiszertifikats und eines optionalen Aufbauzertifikats, wobei die erforderlichen Leistungspunkte auf Bachelor- und Masterstudiengänge verteilt und innerhalb der Regelstudienzeit absolviert werden können [siehe Poster]. Die Qualifikation kann über Pflicht- oder Wahlpflichtveranstaltungen erworben werden, die nach Abschluss für „Hülsenmodule“ akkreditiert werden. Entsprechende Lehrveranstaltungen werden, sofern sie thematisch und im Umfang (Credit-Points) passen, den BEZ-Modulen zugerechnet und stammen aus dem bestehenden Lehrangebot der TU Berlin. Ergänzend wurden inter- und transdisziplinäre Lehrveranstaltungen geschaffen, darunter ein verpflichtendes „Basismodul“ für alle Teilnehmenden des BEZ, das Grundlagen für die ethische Reflexion auf persönlicher Ebene sowie für die inter- und transdisziplinäre, projektbasierte Zusammenarbeit legt.

Das Berliner Ethik Zertifikat ermöglicht die Integration ethischer Reflexion über das gesamte Curriculum für Studierende aus den Technik- und Natur, wie auch Geistes- und Sozialwissenschaften.

Kontakt

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Juliane Rettschlag

rettschlag@tu-berlin.de

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