„Aber wofür überhaupt dieses Portfolio?!“
Reflexion in der diversitätssensiblen Portfolioarbeit: Studentische Auseinandersetzung mit Unsicherheiten im Rahmen überfachlicher Qualifizierung und Professionalisierung
Portfolioarbeit, Reflexion, Diversitätsorientierung, überfachliche Qualifizierung und Professionalisierung
Kati Lüdecke-Röttger, Bereich Deutsch als Fremdsprache (Bereich DaF), Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Wiebke Omernik, Institut für Pädagogik, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Unterscheidet sich die Portfolioarbeit von in- bzw. bildungsausländischen Studierenden? Um diese Frage zu beantworten, wird gezeigt, auf welchen Reflexionsstufen sich die beiden Zielgruppen mit Unsicherheiten innerhalb der überfachlichen Qualifizierung und Professionalisierung auseinandersetzen.
Gegenübergestellt werden zwei exemplarische Lehr-Lern-Formate, die Reflexionsportfolios beinhalten:
(1) Im Seminar des Bildungswissenschaftlichen Eingangsmodul Lehramt am Institut für Pädagogik, in dem Lehramtsstudierende die überfachlichen Anforderungen des Lehrberufs kennenlernen, unterstützt der Portfolioeinsatz die Bewusstmachung und Steuerung der individuellen Professionalisierung und ermöglicht es den Studierenden, Entwicklungspotenziale zu identifizieren.
(2) In für ausländische Studierende angebotenen studienvorbereitenden Kursen des Bereichs DaF dokumentieren und fördern Reflexionsportfolios die individuelle Entwicklung akademischer Sprachfertigkeiten und studienrelevanter Kompetenzen.
Ergebnisse einer inhaltsanalytischen Auswertung haben gezeigt, dass sich die Studierenden in beiden Lehr-Lern-Formaten – mithin sowohl in- als auch bildungsausländische Studierende – in jedem Fall auf der ersten Stufe des reflexiven Handelns zu Unsicherheiten äußern. Die weiteren Stufen im Reflexionsmodell werden deutlich seltener erreicht. Vollständige Reflexionsprozesse finden kaum statt. Deutliche Unterschiede zwischen in- und bildungsausländischen Studierenden finden sich zwar in Bezug auf die sprachliche Ausgestaltung, nicht aber auf die inhaltliche Umsetzung, so dass davon ausgegangen werden kann, dass das Reflexionsvermögen nicht zwangsläufig von den sprachlichen Fertigkeiten und der Bildungskultur bestimmt wird.

Für die weitere Portfolioarbeit ergibt sich die Frage, wie Reflexionsprozesse idealerweise didaktisch angeleitet und in Lehrformate eingebunden sein müssen, um eine vollständige und tiefgründige Auseinandersetzung mit Unsicherheiten innerhalb der überfachlichen Qualifizierung und Professionalisierung zu ermöglichen.
Kontakt
Kati Lüdecke-Röttger
Fachliche Leitung der Studienvorbereitung, Bereich Deutsch als Fremdsprache, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
kluedecke-roettger@zfs.uni-kiel.de
Wiebke Omernik
Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung Empirische Bildungsforschung in den Geisteswissenschaften, Institut für Pädagogik, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
omernik@paedagogik.uni-kiel.de